Cédric
Der Kapitän der Enez Koalen macht mit seinen Törns nicht nur junge Segelfans glücklich
- Guingamp-Baie de Paimpol ist Gastfreundliche Menschen, atemberaubend schöne Landschaften und jede Menge Kultur
- Dein idealer Tag Entspannt in den geschützten Gewässern des Bréhat-Archipels schippern, in einer ruhigen Bucht vor Anker gehen und ein gemeinsames Mittagessen auf Deck genießen
- Deine Philosophie Authentizität, Achtsamkeit, Zielstrebigkeit und Gemeinsamkeit lauten die Gebote an Bord
- Dein Lieblingsmoment Das Mauseloch zwischen den Inseln Logodec und Raguenes Meur
- Dein Leibgericht Leckeres Seafood aus der La Paimpolaise Conserverie und Austern von Arin, dazu ein bretonisches Bierchen mit dem verheißungsvollen Namen La Bonne Humeur oder einen trockenen Weißen
- Deine Leidenschaft Holzwerken
Gehen Sie an Bord eines typisch bretonischen Segeloldtimers und erleben Sie mit dem Verein Voiles & Traditions im Bréhat-Archipel bei einem Glas Weißwein und ein paar Austern einen unvergesslichen Sonnenuntergang. Lesen Sie hier unseren Erfahrungsbericht.
Treffpunkt: der Fischerbootanleger in Loguivy-de-la-Mer
Sechs Uhr abends. Am Fischbootanleger von Loguivy-de-la-Mer gehen die Teilnehmer*innen eines rund zweieinhalbstündigen Törns an Bord der ca. zehn Meter langen Enez Koalen aus der Segeloldtimerflotte von Voiles & Traditions. Das 1989 gebaute Boot ist der Nachbau eines jener traditionellen Hummerfischerboots, mit denen zu Beginn des 20. Jh. im Bréhat-Archipel Krustentiere gefangen wurden.
Gute Stimmung an Bord
Heute sind dreizehn Amateur-Matrosen an Bord: eine deutsche Familie, ein elsässisches Ehepaar mit Töchterchen und Yann, Restaurantbetreiber aus Paris, mit seinen Eltern sowie Jean, unser Käpt‘n, und sein Freund Didier, der uns Gästen als der Austernkenner der Region vorgestellt wird und an Bord mitanpacken soll.
Jeans gute Laune ist ansteckend, und so laufen wir beschwingt aus dem Hafen von Loguivy-de-la-Mer aus.
Im Spiel der Wogen
Vor dem Hafen passieren wir die gelb-schwarze Tonne La Vieille de Loguivy, die Seeleuten den Weg weist. Kaum sind wir ins Gespräch gekommen, stellt der Käpt‘n mit verschwörerisch Miene klar: „Ich duze heute alle hier. Das ist auf dem Wasser so üblich, da siezt man sich nicht.“ Also reden wir uns fortan alle mit „Du“ an.
Und schon ist Einsatz gefordert: Es gilt, die sogenannten Fender, die den Rumpf bei An- und Ablegemanövern schützen, einzuholen, das Segel zu setzen und das Boot zu steuern. Wer will, darf mitmachen.
Unterwegs erzählen Jean und Didier Geschichten von diesem oder jenem Eiland des Archipels, das sie wie ihre Westentasche kennen. Maudez beispielsweise gehört einem begüterten Unternehmer, während auf Saint Riom, dem Juwel der Bucht, Gemüse angebaut wird. In der Ferne sind die Halbinsel Pleubian und die Landzunge Sillon du Talbert zu erkennen. Eine vorgegebene Route haben wir, wie Jean erläutert, nicht: „Wir lassen uns vom Wind treiben. Bloß keine Hektik, sonst kippt uns noch der Wein um“. Apropos ...
Austern, Fischpaste und Weißwein
Endlich ist es Zeit für den Apéritif: Didier knackt eine Spankiste und macht sich ans Öffnen der Austern, wobei er einem bereits geübten Passagier ein paar Insidertipps gibt. Die leeren Schalen dürfen selbstverständlich über Bord geworfen werden, dann füllen sie sich angeblich wieder. Klar, oder?
Didier ist von der kulinarischen Vielfalt der Auster überzeugt: „Ich habe schon ganze Mahlzeiten – Vorspeise, Hauptgericht und Dessert – daraus zubereitet“, erläutert der Kenner, der kein Geheimnis aus seinen Rezepten macht. Mal gart er die Schalentiere auf dem Grill mit Feigen und Safran, mal bereitet er sie à la Méditerranéenne mit Szechuanpfeffer und Espelette-Pfefferschoten zu. Klingt aufregend. Sogar Austerneis soll es in einem bretonischen Restaurant geben. „Spannend“, meint Jean und hat damit wohl recht.
Wer sich mit den Weichtieren aus dem Meer gar nicht anfreunden kann, für den gibt‘s leckere Fischpasten der Marke La Paimpolaise Conserverie, einer einheimischen Delikatess-Konservenfabrik, Landbrot als Unterlage und natürlich ein Gläschen Weißwein der Sorte Muscadet. Die jüngsten Gäste bekommen fluffige Madeleines, und alle sind zufrieden.
Gegen acht wird es Zeit zurückzusegeln. Yann, der mit seinen Eltern hier ist, überlässt die Ruderpinne einem kleinen Mädchen, die begeistert ist. Als das Segel gefiert werden muss, fragt jemand, an welchem Seil er ziehen solle. Amüsiert belehren uns Jean und sein Kumpan: „Auf einem Schiff gibt‘s keine Seile, sondern Leinen, Fallen und Schoten. Nur die Schiffsglocke, die wird mit einem Seil geläutet“. Ay ay Käpt‘n!
Dann sind wir wieder am Anleger, beglückt über das, was wir verkosten, sehen und erleben durften – ein rundum gelungener Aperitif-Segeltörn.
Text : Noah Moulinet - Publihebdos